Das eDidaktische Modell ist ein didaktisches Modell, das die Lehrperson bei ihren didaktischen Überlegungen zum Einsatz von IT im Unterricht unterstützen kann.
Das eDidaktische Modell basiert auf der Idee, dass der Ausgangspunkt der Didaktik bei den Überlegungen des Lehrers zum Gegenstand, Ziel und Inhalt des Unterrichts liegen sollte, und dass die Lehrperson auf der Grundlage dieser didaktischen Überlegungen eine passende Unterrichtsform wählen muss.
Die drei Unterrichtsformen, welche im eDidaktischen Modell präsentiert werden, lehnen sich an ein Verständnis eines Unterrichts an, in dem jemand, jemanden in etwas einführt, mit Hilfe von Kommunikation (Oettingen 2012), und die Idee dabei ist, dass die Form der Unterrichtskommunikation entweder monologisch, dialogisch oder polyphon (mehrstimmig) sein kann. Dieses Konzept ist inspiriert von M.M.. Bakhtins Philosophie der Sprache. Die drei Unterrichtsformen sind als erstes in meiner Diplomarbeit beschrieben worden (Pasgaard 2009).
Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass sich die drei Unterrichtsformen in der Praxis oft gegenseitig überlappen und sich selten in ihrer reinen Form zeigen, aber die Idee ist, dass die verschiedenen Unterrichtsformen die Anwendung verschiedener Arten von digitalen Lernressourcen erfordern.
Im Folgenden wird die monologische Unterrichtsform präsentiert, danach die dialogische und die polyphone Unterrichtsform, und es wird vorgeschlagen, welche Lernressourcen sich jeweils dazu eignen, diese Unterrichtsform zu unterstützen.
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Die monologische Unterrichtsform
In der monologischen Unterrichtsform ist es das Ziel, dass der Lernende die Kenntnisse und Fähigkeiten erwirbt, die der Lehrer für wichtig hält. Unterrichten bedeutet in der monologischen Unterrichtsform, dass die Lehrperson, als Vertreter der Gesellschaft und des vorhandenen Wissens des Berufsstandes, den Schülern dieses Wissen vermittelt, und lernen besteht darin, dass die Lernenden sich dieses Wissen aneignen. Die Kommunikation im Unterrichtsraum wird somit monologisch geführt, und vollständig durch die dominierende Stimme des Lehrers gesteuert.
Im Vorfeld des Unterrichts bestimmt der Lehrer ganz klare Lernziele und entscheidet auf dieser Grundlage, welcher Unterrichtsstoff, der im Unterricht bearbeitet werden soll. Der Stoff wird ausgewählt, und dann in der Menge an Informationen den Schülern vermittelt, wie es die Lehrperson in Bezug auf das gegebene Thema für relevant hält. Indem der Lehrer seine Schüler unterrichtet, stellt er mit seiner Stoffvermittlung sicher, dass der Schüler das lernt, was der Lehrer geplant hat, dass er es lernen soll.
Nach dem Unterrichtsende wird der Lehrer die Lernergebnisse der Schüler mit den Lernzielen, welche er vor dem Unterricht aufgestellt hat, vergleichen können.
Insbesondere verteilende und vermittelnde digitale Lernressourcen sind innerhalb der monologischen Unterrichtsform, wo das Weitergeben von Informationen an die Lernenden ein zentrales Element ist, relevant. Bei der Bewertung der Lernergebnisse der Schüler sind in dieser Unterrichtsform geschlossene Aufgaben und standardisierte Tests relevant.
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Die dialogische Unterrichtsform
In der dialogischen Unterrichtsform ist es das Ziel, das in den Schülern bereits vorhandene Wissen im Dialog mit dem Wissen des Lehrers zu entwickeln, damit die Schüler nachher im Stand sind, authentische Problemstellungen zu lösen. Beim Unterrichten geht es in der dialogischen Form darum, dass die Schüler die Möglichkeit erhalten, ihr eigenes Wissen und ihre eigenen Ansichten dem Fachwissen (und dem Wissen des Lehrers) entgegenzustellen , wobei die Lehrperson in diesem Prozess die Rolle des Rahmensetzers und Beraters innehat. Kommunikation im Klassenzimmer wird somit dialogisch, und in erster Linie durch die Stimme des Schülers gesteuert.
Der Lehrer wählt vor dem Unterricht einen Unterrichtsstoff, der als Ausgangspunkt für den Erfahrungsprozess des Schülers und sein Lösen einer Fach relevanten Problemstellung dient. Der Schüler wählt innerhalb dieser Unterrichtssituation den Teil des Stoffes aus, den er in Bezug auf das Lösen des Problems für relevant hält, und verwendet den Stoff als Grundlage für seinen Erfahrungsprozess und seine Problemlösung. Wenn der gewählte Stoff nicht genügend Hilfe bietet, um das Problem zu lösen, nimmt der Schüler Kontakt auf mit dem Lehrer , der als Berater fungiert.
Die Lernergebnisse eines Schülers im dialogischen Unterricht können später z.B. durch Fall-Aufgaben und Simulationen getestet werden, in denen der Schüler zeigen kann, dass er seine Erfahrung in verschiedenen Kontexten anwenden kann.
Vor allem digitale Lernressourcen, die Problem orientierte Schülerarbeiten unterstützen, sind in der dialogischen Form relevant, in welcher der Erfahrungsprozess des Schülers eine ganz zentrale Rolle spielt. Auch Simulationen und komplexere Lernspiele können innerhalb dieser Unterrichtsform relevant sein.
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Die polyphone Unterrichtsform
In der polyphonen Form ist es das Ziel, dass die Schüler und die Lehrperson durch einen gleichwertigen Dialog ein gemeinsames Verständnis und Wissen erlangen. Die polyphone Unterrichtsform basiert auf der Idee, dass Wissen geschaffen wird, indem viele verschiedene Individuen ihre Erfahrungen mit dem Stoff untereinander austauschen, und Lernen entsteht, indem die Schüler an diesem Austausch teilnehmen. Die Kommunikation im Klassenzimmer wird polyphon (vielstimmig), und durch den Lehrer und die Schüler gemeinsam gesteuert.
Lehrer und Schüler wählen gemeinsam den Stoff, der im Unterricht bearbeitet werden soll. Die beiden sind sich in diesem Prozess gleichgestellt, so wie sie es auch sind bei der nachfolgenden Arbeit mit dem zu bearbeitenden Stoff und beim Produzieren von gemeinsamen Wissen innerhalb des Faches und des Themas.
Die Lernergebnisse können nach einer polyphonen Unterrichtseinheit nicht sofort gemessen werden, aber andere können anschließend das Wissen testen, das gemeinsam erschaffen wurde, und das zum angesammelten Wissen innerhalb des Fachgebietes beiträgt.
Vor allem digitale Lernressourcen, welche die Zusammenarbeit und die gemeinsame Wissensproduktion unterstützen, sind innerhalb der polyphonen Unterrichtsform relevant, in der die gleichwertige Zusammenarbeit mit dem Ziel, Wissen zu produzieren, ein zentrales Element darstellt.
Die drei Unterrichtsformen, welche im eDidaktischen Modell präsentiert werden, verlangen nach einer Anwendung verschiedener Arten von digitalen Lernressourcen. Unter dem Menüpunkt Digitale Lehrmittel können Sie eine Reihe von Artikeln über verschiedene digitale Lernressourcen lesen, welche die drei Formen von Unterricht unterstützen können. Die Lehrmittel werden in den Artikeln rund um das eDidaktische Modell beschrieben, und es werden Vorschläge gemacht, wie sie innerhalb der verschiedenen Unterrichtsformen verwendet werden können.